Ausgeträumt

Ade Herdenimmunität

Wir sprachen dereinst von einer Herdenimmunität und wie die erreichbar sei. Denn nur eine Herdenimmunität wäre ein echter Garant gegen die Pandemie. Zwischenzeitlich hat sich gezeigt, dass weder eine Impfung, noch eine überstandene Corona-Erkrankung zu einer dauerhaften Immunisierung gegen das Virus - geschweige denn gegen seine Mutationen - führt.

Damit sollte die Utopie von einer Herdenimmunität erst einmal vom Tisch sein. Wir werden uns also in der einen oder anderen Form damit abfinden müssen, dass uns Corona noch einige Zeit begleiten wird.

So lange wir keinen für alle gangbaren Weg gefunden haben, mit der Situation verantwortungsvoll umzugehen, müssen wir auf verschiedene Ebenen abwägen, was für jeden einzelnen und für die ganze Gesellschaft vertretbar ist. Das wird in der aktuell recht hitzig geführten Debatte gerne außer Acht gelassen.

Nehmen wir - so nüchtern wie möglich - die beiden Eckpunkte a) eine Herdenimmunität wird es nicht geben und b) Corona wird nicht verschwinden.

Daraus folgt die Frage, wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Für mich - und da spreche ich jetzt nur für mich - gilt es drei Ebenen zu betrachten. Drei Ebenen, die mich selbst mehr oder weniger betreffen. Drei Ebenen, die für mich auch in Zukunft irgendwie funktionieren sollen.

Die oberste Ebene ist die gesamtgesellschaftliche Ebene. Die Ebene, die nicht nur mich, sondern eigentlich die ganze Welt betrifft. Da geht es um das Leben als solches. Da muss sicher gestellt sein, dass alle Menschen irgendwie ein Auskommen haben. Was für zwischen die Zähne, ein Dach über dem Kopf und noch so einiges on top. (Dabei möchte ich jetzt nicht die Systemfrage stellen, die können wir gerne anderen Ortes erörtern).

Die mittlere Ebene ist das Funktionieren oder nicht Funktionieren des Zusammenlebens in kleineren Einheiten. In Ländern, in Kommunen. Ist das Funktionieren eines Gesundheitssystems vor Ort.

Die unterste Ebene, nun, das bin ich selbst mit meinen Ängsten und Bedürfnissen.

Sehe ich mir die oberste Ebene an, dann erscheint es mir wichtig, dass vor allem Lebensmittel - von mir aus auch Klopapier - zuverlässig verfügbar sind. Also nicht nur produziert werden, sondern auch für alle verfügbar sind. Dazu wird eine irgendwie funktionierende Wirtschaft notwendig sein, die für Transport, Verteilung und Bezahlung sorgt (Jetzt schrammen wir zwar schon wieder an der Systemfrage entlang, doch auch jetzt möchte ich das vertagen.).

Sehe ich mir die mittlere Ebene an, dann brauchen wir da ein Gesundheitssystem, das mit der Situation umgehen kann. Also ein System, dass genug Impfstoff hat, genug Intensivbetten und vor allem genug qualifiziertes Personal. Impfstoff und Betten sind dabei nicht so das Problem. Mehr so dass Personal. Und da, seien wir doch mal ehrlich, fehlt es doch am Wollen. Wenn wir wollten, dann könnten wir Pflegern und Pflegerinnen Arbeitsbedingungen finanzieren, zu denen sie echt Bock auf die Arbeit hätten. Und wir könnten ihnen auch Gagen zahlen, die Wohnen UND Familie ermöglichten.

Sehe ich mir die unterste Ebene an... Sack, ich habe einfach Schiss vor Corona. Ich will das nicht ausprobieren. Und so lange ich Schiss habe werde ich mir eine Dosis nach der anderen reinhauen.

Boah... jetzt bin ich müde und betrunken. Lasst uns die Systemfrage morgen angehen.

Nachtrag:

Ich möchte jetzt und auch in Zukunft frei darüber entscheiden können wann und gegen was ich mich impfen lasse. Und ich habe mich für das Impfen entschieden. Ich habe mich informiert und habe abgewogen. Und ich bin von Impfgegnern beschimpft und diffamiert worden, was ich sehr schade finde.

Jetzt eine Kausalkette:

Wenn wir unser Gesundheitssystem ordentlich finanzieren, haben wir Betten für alle. Wenn wir Betten für alle haben, brauchen wir keine Kontaktbeschränkungen. Und: Wenn für alle Betten da sind, dann brauchen wir auch keine Impfpflicht. Weil wer sich nicht impfen lassen will, kann sich dann beatmen lassen. Eigentlich ganz einfach.

Ganz einfach?
Das müsste man sich mal durchrechnen.
Was kostet uns das Geimpfe. Vom Serum über das Personal bis zu Infrastruktur und was sonst noch an Nebenkosten anfallen.
Was kosten uns Kontaktbeschränkungen und ein Lockdown. Von Coronahilfe über Kurzarbeitergeld bis zu Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung.
Was kosten uns Kollateralschäden psychischer Art, häusliche Gewalt und eine Jugend, die keine Jugend hat.
Was kostet es uns im Gegenzug, den (Intensiv-) Pflegebereich ordentlich auszustatten?