Abt.: Dieselskandal

Bauern in Rage

Seid ihr mal in den Schuhen der Bauern gelaufen? Ich bin das nicht. Aber auch nicht in den Schuhen der Schuster, Ärzte oder Immobilienmakler. Hingegen bin ich einige Kilometer in den Schlappen der Küchenhelfer, Hilfspfleger und Sozialpädagogen gelaufen. Welcher Bauer kann das von sich sagen.

Die Bauern gehen auf die Straße um gegen die Abschaffung ihrer Privilegien zu demonstrieren. Freunde machen sie sich damit wenig. Nicht bei denen, die selbst keine Privilegien genießen. Nicht bei denen, die für diese Privilegien blechen dürfen.

Wer die Bauern in ihrem Aktionismus kritisiert, dem wird ganz schnell die Kompetenz abgesprochen: Seid ihr mal in den Schuhen der Bauern gelaufen?

Tatsächlich muss ich nicht in ihren Schuhen wandeln, um beurteilen zu können, dass da etwas ganz arg schief läuft. Und es geht weder der Regierung, noch mir darum, Bauern ans Hungertuch zu verweisen. Daher nehme ich mir das Recht auf Kritik heraus:

Weil sie sich zwar gegen die Politik zusammenrotten und für Subventionen streiten können. Nicht aber die Eier in der Hose haben, um sich zusammen zu raufen, um von den Abnehmern reelle Preise einzufordern.

Der Verbraucher zahlt für landwirtschaftliche Produkte vier Mal. Einmal über die Steuern, die in Form von Subventionen an die Landwirte fließen. Einmal an der Supermarktkasse. Ein drittes Mal - ebenfalls über Steuern - für Umweltschäden, die fehlgeleitete Agrarpolitik und verantwortungslose Bauern zu verantworten haben. Und ein viertes Mal mit der Gesundheit die unter dem Müll leidet, den konventionelle Landwirtschaft auf die Felder kippt und den Tieren unter das Futter mischt.

Vielleicht noch ein fünftes Mal, weil die Subventionen für Überproduktionen sorgen, die wieder entsorgt werden müssen.

Das bisherige Subventionsmodell bevorzugt vor allem große Landwirtschaftsbetriebe, die sich am allerwenigsten um Tier-, Umwelt- und Verbraucherwohl scheren. Insofern ist eine Reform oder besser noch die sofortige Abschaffung von Dieselsubventionen und Steuerbefreiungen ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Zumal die Bauern von sich aus nicht bereit und willens sind, den ersten Schritt von sich aus zu tun.

Es ist das gute Recht eines jeden Bauern, sich auf seinen Traktor zu schwingen und lautstark Protest zu üben. Verstehen oder gar gutheißen muss ich das nicht.