...aber manche sind gleicher

Corona Impfung: Hop-On-Verfahren für Bayerns Polizei

Das ist ja mal interessant. An der Öffentlichkeit vorbei ist in Bayern ein Hop-On-Verfahren installiert worden, dass es der Polizei ermöglicht, überzählige Impfdosen für sich zu nutzen. Als ob die Organisation der Impfung nicht schon von genug Skandalen begleitet wäre.

Angesichts der knappen Impfdosen und des hohen logistischen Aufwandes hat die Regierung eine Prioritätenliste nach Risiko erstellt. Also eine Liste, die festlegt, welche Personengruppen vordringlich mit dem Vakzin versorgt werden sollen. Festgemeisselt in Gesetzesform: § 2 der Coronavirus-Impfverordnung

So schleppend, wie die Impfungen angelaufen sind, so chaotisch, wie sich die Organisation in zentralen Impfzentren und mobilen Impfaktionen - etwa in Altersheimen - aktuell darstellt, sei die Frage gestattet, ob wir noch in einer Zeit leben, in der Informationen und Impfstoff per berittenem Boten von A nach B gebracht werden.

Meine Welt jedenfalls brüstet sich mit hochkomplexer Datenverarbeitung und sogenannter künstlicher Intelligenz. Und in dieser Welt ist es kein Hexenwerk, in kürzester Zeit eine Anwendung zu programmieren, auf der man auf der einen Seite die Menge der vorhandenen Impfdosen, sowie die Priorisierung eingibt und auf der anderen Seite eine detaillierte Liste herauskommt, auf der steht, welche Dosen wann wohin gebracht werden müssen.

In meiner Welt gibt es gibt es Verkehrssysteme - landläufig Fahrzeuge genannt - die in der Lage sind kleine Ladungen (PKW) oder auch größere Ladungen (LKW) in angemessener Geschwindigkeit über größere Strecken zu transportieren. Selbst in abgelegene Gebiete.

Und in meiner Welt gibt es Telekommunikationsmittel, die es erlauben, unvorhergesehene Ereignisse in Windeseile weiter zu leiten.

In meiner Welt wäre es also problemlos möglich, am Abend vorher abzuklären, wieviele Fläschchen des begehrten Serums wo benötigt werden. Die Fläschchen würden ganz in der Früh auf wartende Fahrzeuge verteilt und wären bereits vormittags bedarfsgerecht dort vorhanden, wo gut gelauntes Impfpersonal zur Tat schreiten könnte. Würde dann - was ja nie auszuschließen ist - die eine oder andere Dose übrig bleiben, könnten via Mobiltelefon stehenden Fußes Menschen aus der Nachbarschaft, die laut Priorisierung ebenfalls berechtigt sind, geimpft zu werden, mobilisiert werden.

Oder wie es ein Freund so schön ausdrückte: "Und ich bin wirklich auch um 03:12 Uhr Nachts bereit, meine [...] Eltern zur Impfung zu fahren. Und da bin ich sicher nicht der einzige."

Aber das ist meine Welt. In der realen Welt ist das nicht so einfach.

Besonders, was den Umgang mit überzähligen Impfdosen anbelangt. Da werden schon mal zufällig anwesende Kommunalpolitiker oder Verbandsfunktionäre geimpft. Weil es nicht möglich ist, berechtigte Personen heran zu karren.

Und, was weit aus schlimmer ist, offenbar wurde an der Öffentlichkeit vorbei ein Meldeweg vereinbart, der jenseits der gesetzlichen Priorisierung Angehörigen der Polizei einen Weg eröffnet, an den Wartelisten vorbei in den Genuss einer Immunisierung zu gelangen.

Dazu ein Auszug aus der "Auskunft zu den Impfungen von Polizeibeamten gegen das SARS-CoV-2-Virus im Rahmen des Hop-On-Verfahrens" vom Bayerischen Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann:

München, 12. Februar 2021

Nur für den Fall, dass Impfdosen der kommunalen Impfzentren nicht rechtzeitig an höher Priorisierte verimpft werden können, dürfen diese auch an Angehörige der Feuerwehr, der Polizei sowie des Rettungsdienstes ausgegeben werden. Denn vorbereitete Impfdosen, die von höchstpriorisierten Personengruppen in den kommunalen Impfzentren nicht abgerufen werden, müssen teilweise binnen Stundenfrist verimpft werden, da sie ansonsten aufgrund der Empfindlichkeit des Impfstoffs unbrauchbar werden.

Bei der Impfung im Rahmen des sogenannten Hop-On-Verfahrens steht somit die schnelle Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von impfwilligen Personen im Vordergrund. Hierzu wurde ein Meldeweg vereinbart: Die örtlichen Kreisverwaltungsbehörden informieren das lokale Polizeipräsidium über kurzfristig frei gewordene Kapazitäten. Dieses entsendet schnellstmöglich die registrierten impfwilligen Beschäftigten nach Erreichbarkeit zum kommunalen Impfzentrum.

Ein Faustschlag ins Gesicht all derer, die voller Hoffnung und voller Vertrauen auf unser Gesundheitssystem geduldig auf den Moment warten, wenn sie an der Reihe sind.