Abt.: Bitterer Ernst
CSU im Wahlkampfmodus
Satire ist gut. Realsatire hingegen oft schmerzhaft. Und was die CSU in diesem Wahlkampf auf ihre Plakate pinselt... ich bin mir ziemlich sicher, die leben in einer anderen Welt. Denn...
...vieles was zu lesen ist, das kann ich unterschreiben. Mit Punkt und Komma. Und während ich mich so am Kopf kratze, ob das denn nun ernst gemeint ist, beschleicht mich das ungute Gefühl, ja, ich glaube, die meinen das ernst.
Aber seht, lest und staunt selbst.
Vernunft statt Verbote
...ach was wäre das für eine paradiesische Welt, wenn alle vernünftig handelten. Zum Beispiel vernünftig im Sinne von "was ich nicht will das man mir tut, das füg ich keinem anderen zu".
Dann wäre das nämlich zum Beispiel so, dass ich nicht will, das jemand in mein Schlafzimmer schaut und ich würde nicht in andere Schlafzimmer schauen. Und dann hätte ich keine Probleme mit anderen Lebensskripten und die nicht mit meinem.
Dann bräuchte auch niemand scheel auf Homoehen blicken und auch Adoptionen nicht verbieten.
Und wenn Dragqueens in Bibliotheken Märchenbücher lesen und mir das nicht gefällt, ich würde einfach nicht hin gehen. Auch nicht mit Kindern. Da zwingt mich nämlich niemand dazu.
Freiheit und Respekt
Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden
Die Freiheit, von der Rosa Luxemburg gesprochen hat, ist nicht die Freiheit, von der die CSU redet. Und das nicht nur, weil die CSU ideologisch den Freicorps näher als der Freiheit ist.
Für die CSU ist es die Freiheit derer, die so frei sind, sich dem Wohl und Wehe der christlich rückwärts gewandten Ideologie unter zu ordnen.
Mit Respekt meint die CSU auch nicht den - in der Bibel zu verortenden - Respekt vor aller Leben und Lebenskonzepte. Damit meint sie selbstredend den Respekt, der von ihr selbst definiert wird.
Da geht es nicht etwa um den Respekt vor Taten, die selbstlos - im gandhischen Sinne - gewaltfrei und im Dienste der Gesellschaft erfolgen. Etwa für die Zukunft der kommenden Generationen mit Superkleber und Dosensuppe auf das Versagen vergangener und gegenwärtiger Entscheidungsträger hin zu weisen.
Ideologie und Bevormundung
Ich lebe ja nun seit reichlich 50 Jahren in einem CSU regierten Land. Und ja, ich muss sagen, da geht es seit reichlich 50 Jahren um Ideologie und Bevormundung. Die von einer verschroben christlich konservativen Ideologie geprägten Gesetzgebung bevormundet die Gesellschaft auf's Peinlichste.
Cannabisverbot zum Beispiel. Tanzverbot an willkürlich festgelegten Tagen. Das Verbot Schnappes brennen zu dürfen. Das Verbot leer stehende Häuser in Besitz zu nehmen.
Und dann gibt es da noch eine ganze Menge weiterer Verbote, die sich eigentlich ganz einfach durch Vernunft ersetzen liessen. Hier eine beliebig unvollständige Liste:
- Hundekaka auf Spielplätzen
- Nicht da parken, wo parken blöd
- Nicht da fahren, wo fahren blöd
- Müll nicht dahin, wo Müll nicht hin gehört
- Voll besoffen nicht ins Auto steigen
- Rote Ampel um drei in der Nacht
Also ja, ich wäre da gar nicht so weit weg. Auf geht's CSU, lass uns gemeinsam gegen Radwegparker und für Biobauern streiten. Gegen den Katholizismus und für die klassischen Geschlechterrollen.
Habt ihr so nicht gemeint?
Hab ich mir gedacht.
Der Spaenle wieder...
"Ihre Stimme für Respekt und Toleranz"
Ganz ehrlich? Ich finde, recht viel kürzer und prägnanter kann man es kaum auf den Punkt bringen, warum ich niemals CSU wählen könnte. Denn es gibt wohl kaum eine zweite Partei, die so respektlos und intolerant allem gegenüber ist, was nicht in ihr rückwärts gewandtes, engstirniges Weltbild passt.