Der Einzelne

Natürlich kann der Einzelne was machen.

Der Einzelne kann zum Beispiel - und das ist sogar vergleichsweise einfach - nicht die FDP wählen. Dann wären wir in Sachen Klima schon einen großen Schritt weiter.

Der Einzelne kann auch die CSU nicht wählen. Damit wären wir auf dem Weg zu sozialen Gerechtigkeit einen großen Schritt weiter.

Der Einzelne kann sein Auto stehen lassen.
Der Einzelne muss nicht mit dem Flieger in den Urlaub.
Der Einzelne braucht keine Erdbeeren im Winter.
Das ist alles ganz einfach. Das ist auch nicht teuer. Selbst die Bequemlichkeit leidet nicht unzumutbar.

Der Einzelne könnte auch sein Hirn einschalten, bevor er das nächste Mal "rot-grün versifft" in den Äther plärrt. Kurz innehalten, bevor er PolitikerInnen ob ihres Aussehens zu beleidigt.

Der Einzelne kann im Supermarkt nach lokal angebautem Obst und Gemüse greifen. Und wenn der die Markfünfzig in der Börse hat, auch nach Bioprodukten.

Der Einzelne könnte die Treppe statt der Rolltreppe benutzen. Er könnte sich seinen Hintern mit Recyclingpapier wischen.

Der Einzelne könnte in Aktien nachhaltig wirtschaftender Betriebe investieren. Er muss nicht auf die Rendite der Rüstungsindustrie schielen.

Das alles könnte der Einzelne machen, ohne dass es ihm irgendwie weh tut.

Und wenn das dann nicht nur der Einzelne tut. Sondern auch die Einzelne. Und auch die Nachbarin des Einzelnen. Und die Arbeitskollegin. Der Spezl. Die Freunde auch. Und auch die Kinder. Wenn das also alle Einzelnen zusammen so machen, dann ist der Einzelne eine Macht.

Weil der Einzelne das aber nicht so macht. Weil der eine Einzelne sich lieber über den anderen Einzelnen lustig macht. Und weil der eine Einzelne sich über den Parkplatz freut, den der andere Einzelne nicht nutzt. Weil der Einzelne auf seinen eigenen Vorteil schaut.

Deswegen hat der Einzelne keine Macht. Deswegen wird sich auf dieser Welt nichts zum Besseren wenden, wenn der Einzelne mit dem Fahrrad fährt.

Bevor jemand fragt: Ich fahre trotzdem weiter mit den Rad.