Abt.: Die Insel vor der Insel vor der Insel

Durch Irland - Aran Islands

Inseln üben eine Faszination aus... man will hin und dann will man wieder weg. So ist das auch mit den Aran Islands bei Galway. Da wollen auch alle weg, drum schrumpft die Bevölkerung kontinuierlich.

Aran Islands

Wandert man über Inis Mor, die größte der Aran Islands, oder fährt mit dem Rad, dann drängen sich so Fragen auf. Fragen wie "warum um alles in der Welt hat man diese Steinhaufen besiedelt", "wie ist diese Besiedelung abgelaufen" und "warum hat man sich um diese Steinhaufen gekloppt".

Warum wird man so einen Steinhaufen besiedeln. Da gibt es nichts zu holen. Keine Bodenschätze, kein Obst, kein Gemüse, nichts.

Die letzte Frage kann man salopp mit "weil sich Menschen immer und um jeden Scheiß kloppen" beantworten.

Die Besiedelung

Es fährt doch niemand auf diese Inseln, nimmt für drei, vier Jahre Proviant mit und fängt an Algen zu kompostieren, damit dann ein paar Kühe weiden können.

Vielleicht waren die ersten Siedler einfach Priester, die auf den Inseln das Ende der Welt oder den Übergang ins Reich der Götter vermuteten. Die werden dann vom Festland ausreichend versorgt. Man will es sich ja weder mit Priestern, noch mit Göttern verscherzen.

Oder - und das ist so banal wie wahrscheinlich - es waren Fischer, die sich auf den Inseln nieder gelassen haben und vor sich hin gefischt haben. Über kurz oder lang ist immer nur Fisch - morgens, mittags abends - ein bisschen zu eintönig. Und da kommen wieder die Algen ins Spiel, denn die wurden tatsächlich kompostiert, um fruchtbare Erde zu bekommen.

Damit sich die so gewonnene Krume nicht klammheimlich aus dem Staub machte, haben die Leute die ganze Insel mit Steinmauern überzogen. Das war so nützlich, wie umsichtig, geradezu visionär. Denn die Steinmauern halten Jahrhunderte später Touristen davon ab, die Inseln mit Mountainbike oder schlimmeren zu durchpflügen.

Es gibt nämlich weder Wege durch das Mauergewirr, noch sind die Mauern kartographiert. Es ist noch nicht einmal gewiss, ob so ein Abgegrenzter Bereich zum Eingang passend auch einen Ausgang hat.

Und nein, die vielen kleinen Parzellen sind genau kein Zeichen fehlender Flurbereinigung.

Der Tourismus

Dieser Tage leben die Menschen auf den Aran Islands vom Tourismus. Die Fischerei ist längst aufgegeben und sonst gibt es nichts, das zum Lebensunterhalt reicht. Nicht die paar Kühe und auch nicht die liebevoll angefertigten Strickwahren. Denn Strickwaren wollen an die Kundschaft gebracht werden und da kommt der Tourismus gerade recht.

Die Inseln beherbergen ein paar Steinhaufen aus der Bronzezeit und ein paar beachtliche Klippen. Genug um Touristen ein, zwei Tage bei Laune zu halten. Dazu einen Pub mit lecker Chowder, Guinness und Live Musik. Ein paar Busse, ein paar Kutschen und ein Fahrradverleih, um die Touries von hier nach dort zu bekommen.

Apropos Fahrradverleih: Die meisten Touristen auf Fahrrädern sehen so aus, als säßen sie zum ersten Mal auf einem Rad... und verhalten sich auch so. Ich bewundere die Einheimischen, die mit einer Engelsgeduld die rollenden Verkehrshindernisse über sich ergehen lassen.

Joe Watty's Pub

Habt ihr schon mal von Chowder gehört? Ich bis jetzt noch nicht. Somit wusste ich auch nicht, was mir abgeht. Chowder ist eine dickflüssige Fischsuppe, ein Gedicht.

Oder sagen wir so, ich habe meine erste Chowder in Joe Watty's Pub auf Aran Island genossen. Sagenhaft.

Eigentlich ist man danach - obwohl sie als Starter angepriesen wird - satt. Wenn man das Gefühl hat ein paar weitere Kalorien müssten noch rein, der Cheesecake ist zu empfehlen.

Wer sich dabei nicht durch die Whiskey und Gin Karte trinken möchte, hat vielleicht das Glück, dass gerade Connemara IPA oder Session Ale am Hahn hängen. Beides zu empfehlen. Wenn nicht... Guinness, keine Frage.

Die Männer von Aran

In den 30er Jahren wurde ein Film über die Aran Islands gedreht. Ein Dokumentarfilm wird gesagt. Ich würde das eher auf Effekt getrimmte Scripted Reality nennen. Immerhin mussten die Leute von Aran erst die Haifischerei erlernen, die dann im Film gezeigt wird.

Egal, hier der Film:

Klamotten

Und das gilt jetzt nicht nur für die Aran Islands. Auch wenn der Kalender Sommer zeigt, ist es ratsam in Irland das ganze Programm des Kleiderschranks dabei zu haben. Am besten auch eine Regenhose. Denn der Irische Sommer ähnelt dem bei uns bekannten April, der nicht weiß, was er will. Jeden Tag ein bisschen Regen ist normal. Dazwischen auch mal etwas Sonne. Einheimische wissen zu berichten, dass die Temperaturen auch an ein oder zwei Tagen im Jahr die 30 Grad Mauer übersteigen können. Das ist nicht oft.

Wer die passenden Klamotten nicht dabei hat: Es werden all überall wärmende Pullover, Socken, Handschuhe und Mützen feilgeboten. Ich habe dankbar das Angebot an Mützen wahrgenommen.

Es gibt so Momente, da muss auch der Geist auf bunte Mützen zurückgreifen. Grau zum Beispiel.

Klare Ansage

Hier wird dem Touristen noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt "Hier hast du nichts zu suchen. Nicht als herumeiernder Fußgänger und noch viel weniger mit dem Rad. Bleib einfach draußen". Diesen Hinweis habe ich auch mit Stacheldraht umwickelt gesehen.

Und nun verlassen wir die Aran Islands wieder.