Von Zahlen und Zahlenspielen

Es wird gestorben

Während sich die Schwurbler in akademischen Diskussionen darüber ergehen, ob ein PCR-Test jetzt Infektionen, Erkrankungen oder lediglich das Vorhandensein von Corona-Viren nachweist und jene zurecht weisen, die den Unterschied nicht kennen, wird in der Republik munter gestorben.

Gebannt wartet ganz Deutschland Morgen für Morgen auf die Verkündung des Inzidenzwertes. Geht er hoch, geht er runter, bleibt er gleich. 50, das sei die magische Zahl, die unbedingt wieder erreicht werden müsse, so schallt es einhellig aus der Politik. 50 ist ein utopisches Traumziel bei Werten von 200, 300 und noch viel mehr.

Und wieder setzten die Schwurbler an. Aus der Zahl könne man nichts ablesen. Nicht wie viele Menschen krank seien, nicht wie viele bereits wieder genesen. Nichts über die Krankheitsverläufe, denn die meisten Verläufe seien läppisch.

Jetzt nimmt eine andere Zahl rasant an Fahrt auf. Eine Zahl, die uns in den Sommermonaten nicht weiter berührt hat. Eine Zahl, die den ganzen Sommer über ein unscheinbares Schattendasein in der Diskussion geführt hat. Die Zahl der Todesfälle.

"Insgesamt sind im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt 939.520 Menschen gestorben. Das ergibt einen Schnitt von 2.574 Todesfällen pro Tag."
Quelle: wdr.de

Vor gerade einmal einer Woche stieß ich auf einen Post, der einmal mehr Corona mit einem Grippevergleich bagatellisieren wollte. Da war von 9088 Coronatoten bis zum 1. Dezember 2020 gegenüber 25.000 Grippetoten in den Jahren 2017/18 die Rede.

Ich bin ja nun auch ein Freund der Zahlenspielerei. Also hatte ich folgende Rechnung aufgemacht:

Du sprichst von 25.000 Grippetoten 2017/18.
Und du sprichst von 9088 Coronatoten bis zum 1. Dezember 2020.
Da kommt Corona rein bodycountmässig erst mal schlecht weg.
Jetzt mischen wir mal ein paar andere Zahlen hinzu.
Aktuell sterben täglich über 400 Menschen an oder mit Corona. Und es werden täglich mehr.
Das hochgerechnet auf's Jahr wären dann 146.000 und schon wäre Corona nicht mehr ganz so ein Looser im Konzert der Viren.
Und wenn der Herr Covid das vielleicht noch ein, zwei Jahre weiter durchzieht, dann wären wir bei 292.000 oder 439.000. Das wären dann schon Zahlen, die sich sehen lassen können.

Heute, also nicht einmal zwei Wochen später, strebt die tägliche Sterbezahl der 600 entgegen. Aktuell werden 20.970 Tote gezählt. Wenn das so weiter geht, dann hat Corona gegenüber der erwähnten Grippesaison in knapp sieben Tagen locker aufgeholt.

Und schon kommt wieder ein Schwurbler um die Ecke. Das seien ja lediglich 0,03% der Gesamtbevölkerung. Das ist eine schön kleine Zahl, die macht niemandem Angst. Wenn man dabei noch weiß, dass jährlich etwa 1,2% der Menschen sterben. Nein, das ist nicht viel.

Eigentlich also wirklich nicht schlimm dieses Corona? Na, wenn man sich die Zahlen zurechtbiegt, dann nicht. Wenn man die Zahlen anders biegt, dann sieht es gleich anders aus. Nämlich so:

Täglich sterben in Deutschland etwa 2.600 Menschen. So von oder an Herz-Kreislauf, Krebs, Automobil oder auch an Krankheiten des Urogenitalsystems. Da ist Corona nicht mit drin. Da kommt Corona on top. Mit Corona wären wir dann bei 3.200 Toten am Tag. Na? Diese Zahl beeindruckt schon ein bisschen mehr. Dann wäre Corona nämlich mit 19% - hinter Herz-Kreislauf mit 38% und Krebs mit 26% - schon in der Oberliga angekommen.

[Quellen]:
Sterbefälle gesamt: Sterbefälle in Deutschland
Todesursachen: Anzahl der Todesfälle nach Todesursachen

[Anmerkung]:
Alle Zahlen sind grob und pi-mal-daumen gerundet. Nicht um Tendenzen zu unterstützen, sondern um nicht mit Nachkommapingeligkeiten zu langweilen.