Diskriminierung und so

Sonderrechte für Geimpfte?

Die jetzt Fahrt aufnehmende Diskussion, ob gegen Corona Geimpften Sonderrechte eingeräumt werden sollen oder nicht, ist dumm, verlogen oder kurzsichtig. Oder alles drei zusammen.

Sonderrechte? Die Frage ist nicht ob, sondern welche für wen zu welcher Zeit. Spätestens wenn eine relevante Menge Menschen immunisiert ist, kann diesen nicht mehr zugemutet werden, wegen Querdenkern und Impfverweigerern auf Freiheiten zu verzichten. Oder schlicht, weil nicht genug Impfstoff heran gekarrt werden kann.

Oder wie soll den Bewohnern eines durchgeimpften Altersheims in Südbayern klar gemacht werden, dass sie genauso wenig besucht werden dürfen, wie die Bewohner eines Norddeutschen Heims, zu dem der Impfstoff seinen Weg noch nicht gefunden hat.

Mit welcher Begründung soll es den Großeltern untersagt bleiben, sich mit Kindern und Enkeln in großer Runde zu treffen. Wie werden Wirte reagieren, wenn sie weiterhin geschlossen haben müssen. Wie die Künstler und Hoteliers.

Wer sich also heute dieser Diskussion verschließt, verweigert sich sträflich der Realität, von der er dann überrollt wird. Unsere Gesellschaft wird es sich nicht leisten können, weitere ein, zwei Jahre im Lockdown zu verbringen.

"Privilegien für die Geimpften sind weder kontrollierbar noch gut zu rechtfertigen" sagt Karl Lauterbach. Sind es denn Privilegien, sich frei zu bewegen und dabei weder angesteckt zu werden, noch andere anzustecken? Ist das nicht das eigentlich Normale?

"Horst Seehofer sprach sich [...] gegen eine Sonderbehandlung für Geimpfte aus". Auch hier, ist es denn eine Sonderbehandlung, sich mit Freunden treffen zu dürfen oder ins Kino zu gehen?

Hier sprechen Politiker, denen Pandemie und Infektionsschutz ein klein wenig zu Kopf gestiegen sind. Und den sollten sie schleunigst frei machen, um ernsthaft über die nächsten Wochen und Monate nachzudenken. Nicht erst, wenn Klagewellen rollen, Spezialkräfte Familienfeiern stürmen und die Querdenker wieder auf den Stufen des Reichstags tanzen.

Wer anhebt, hier von einer Diskriminierungsdebatte zu reden, der zäumt das Pferd von hinten auf. Noch wird niemand diskriminiert. Das wird sich nach ein paar Monaten erfolgreicher Impfung schnell ändern. Also kommt in die Puschen und überlegt euch einen Weg, der unsere Gesellschaft so reibungsfrei wie möglich vom Lockdown in die Normalität führt.