Ein Abgesang
Innovativ oder peinliche Plörre
Ich weiß nicht, ob es da eine Gesetzmässigkeit gibt oder ob es sich um den puren Zufall ähnlicher Entwicklung handelt. Wovon ich rede? Von Craft Bier und Gin. Vom Aufstieg und Fall im Fahrwasser des Zeitgeists.
Die Modebranche kennt das, was dieses Jahr angesagt, ist nächstes Jahr ein alter Hut. Weg damit.
Doch der Zeitgeist ist nicht selektiv, der Zeitgeist unterwirft sich alles.
Das Eintauchen in die Craft Bier Szene riecht, nein, schmeckt nach Abenteuer. Nach Jahrzehnten zwischen Weißbier, Hellem und Pils eröffnen sich neue Geschmackswelten. Hopfen und Malz können so vielfältig sein. IPA, Stout, Porter, Geuze, Lambic. Wow. Doch nach einiger Zeit erlahmt die Entdeckerlust. Das hopfigste Bier ist getrunken, das schokoladigste Stout verkostet. Man hat vielleicht sein neues Lieblingsbier gefunden, dagegen kommen Neuentdeckungen nicht mehr an. Das merkt der Trinker, das merken auch die Brauer.
Neues muss also her. Hopfen und Malz sind irgendwann ausgereizt.
Dem Sud also Zutaten jenseits des Reinheitsgebotes zusetzen. Gurkengose, Käsekuchen-Stout. Die Mixturen werden immer abenteuerlicher. Mischgetränke vielleicht. Orange, Grapefruit, Rasp- und Cranbeere, Waldmeister oder direkt was aus dem Chemiebaukasten.
Puristen und Bierliebhabern dreht sich der Magen um.
Was als Abenteuer begann, verliert sich im Absurden.
Der Trend zum Besonderen ist längst weiter gezogen. Gin soll es sein. Nicht die Massenware aus dem Supermarkt. Edel muss er sein. Gin aus kleinen Destillen, Flaschen in limitierter Auflage. Gin aus Bayern, Gin aus Finnland.
Jetzt also auch Gin mit Erdbeer- und Himbeergeschmack.
Leute, tut das nicht.