Schröpfen
Kassenärztliche Vereinigung oder organisierte Kriminalität
Kassenärztliche Vereinigung oder organisierte Kriminalität... die Grenze scheint mir gerade etwas fliessend. Ich muss das mal für mich etwas ordnen.
Der Staat hat Gelder locker gemacht, um sogenannte Bürgertests zu finanzieren und gleichzeitig soll mit den Geldern auch gecheckt werden, ob die Testungen auch ordentlich abgerechnet werden. Und weil der Staat das selber nicht kann, will oder darf hat er die Kassenärztliche Vereinigung damit beauftragt.
Soweit geht das klar.
Jetzt hat sich herausgestellt, dass der Staat mehr, weit mehr locker gemacht hat, als benötigt wurde. Man könnte meinen, das überschüssige Geld würde dann eben auf des Staates Konto liegen bleiben. So wie das zum Beispiel passiert, wenn unsereins mehr Geld mit in die Kneipe nimmt, als Bier in die Birne passt(1).
Genau das ist aber nicht passiert. Das Geld ist abgerufen worden. Die Kassenärztlichen Vereinigungen haben also nicht gesagt, wir verlangen nur das Geld, für das wir auch eine Leistung erbringen, die haben also letztlich gesagt "Na wenn der Staat schon so naiv ist, dann schröpfen wir ihn eben".
Jetzt ist ihnen jemand drauf gekommen. Da könnten sie sagen "Ui, Moment, müssen wir kurz nachsehen... aujazwick, ist richtig, überweisen wir sofort zurück". Das könnten sie sagen. Dann könnte der Staat großzügig sagen "ich lass mal fünfe gerade sein, ist ja noch mal gut gegangen". So könnte das laufen. Da wären dann zwar immer noch Flecken der Veruntreuung auf der Weste der Kassenärztlichen Vereinigungen. Aber auf der Weste sind so viele Flecken, das würde niemanden weiter auffallen.
Aber so läuft das eben nicht. Weil diese Kassenärztlichen Vereinigungen sich in ihrer Hybris jenseits von Rechenschaft und Rechtschaffenheit wähnen.
In diesem Zusammenhang ist dieser Absatz von tagesschau.de besonders beeindruckend:
Wenn man sehr großzügig für jeden Mitarbeiter Lohn- und Nebenkosten von 100.000 Euro pro Jahr veranschlagt, hat die KV damit nicht mehr als drei Millionen Euro ausgegeben - gleichzeitig aber 30 Millionen Euro Verwaltungspauschalen kassiert. "Ob das zu viel ist, kann ich nicht beantworten", sagt KV-Sprecher Haffke. "Aber wir werden das Geld nicht zurückerstatten." Man habe die Überschüsse sinnvoll "geparkt", um damit Arztsitze in ländlichen Regionen zu fördern.(2)
Lieber Herr Haffke(3), dass wenn man 30 Millionen vom Staat kassiert und davon nur 3 Millionen ausgibt, dass das dann zu viel ist, das kann die ein Blinder mit Krückstock in dein verkommenes Hirn prügeln. Und wenn man dann angesichts solch hanebüchener Abzocke noch die Chuzpe besitzt gerade heraus zu sagen, man würde die widerrechtlich erhaltenen Millionen natürlich nicht zurückzahlen... da fällt mir echt nichts mehr ein. Zumindest nichts mehr, das von der Kunstfreiheit gedeckt ist.
(1) Gut, das ist schwierig so. Weil da kommen dann noch die vorab nicht eingerechneten Taxikosten drauf. Aber so genau geht es nicht zu, wenn der Kneipenabend als lustiges Beispiel herhalten muss.
(2) [tagesschau.de]: Geldsegen für Kassenärztliche Vereinigungen
(3) Haffke... da fällt mir ein Wortspiel ein. Das finde ich aber zu primitiv um es wirklich zu bringen.