Abt.: Warum wir aussterben müssen
Müllwagengeschichten
Es ist ja nun so, dass alle Straßen irgendwann einmal gebaut worden sind. Manche von den alten Römern, manche im Mittelalter und ganz, ganz viele als man gedacht hatte, die autogerechte Stadt sei eine tolle Idee.
Natürlich hatten die Römer keine Ahnung von einer autogerechten Stadt. Und selbst die Verfechter der autogerechten Stadt hatten keine Idee davon, wo das hingehen kann. Denen hat nämlich das Wirtschaftswunder das Hirn vernagelt. Da war kein Platz für Menschen, Kinder, Fahrräder oder Trambahnen. Aber auch kein Platz für SUVs.
Es ist einigermaßen drollig, wenn so ein SUV erst einmal seine Spiegel einklappen muss, um sich dann Zentimeter für Zentimeter durch ein Stadttor tasten muss. Oder mehr als Schrittgeschwindigkeit nicht geht, weil so manche Altstadt nicht auf diese Boliden ausgelegt ist.
Weniger drollig ist es, wenn parkende SUVs die Straßen so verstopfen, dass andere Verkehrsteilnehmer nurmehr Schrittgeschwindigkeit fahren können. Und am wenigsten drollig finde ich es, wenn für alle wichtige Fahrzeuge - wie etwa Notarzt, Feuerwehr oder auch der Müllwagen - nicht mehr durch die Straßen passt.
Berlin ist nun auf die innovative Idee gekommen, einfach einmal schmalere Müllwagen anzuschaffen. Der nächste und konsequente Schritt wäre dann, die Feuerwehr mit Mofas auszurüsten und der Notarzt kann dann auf E-Scooter umsteigen.
Dann werden die Rad- und Fußwege zurückgebaut. Und schließlich und endlich müssen die Häuser weichen, damit endlich genug Platz für angemessen breite Autos ist.
Leute... wäre ich König von Deutschland. Es wäre ganz einfach: Blockiert jemand einen Weg, der von gesellschaftlich notwendigen Diensten befahren werden muss, dann muss er für entstehende Kosten aufkommen. Wenn also ein Haus nieder brennt weil ein SUV die Nebenstraße blockiert, dann muss der Halter eben ein neues Haus finanzieren. Stirbt dabei jemand, dann ist das wie fahrlässige Tötung zu bewerten. Und kann der Müll nicht abgeholt werden, dann muss der Halter eben die Kosten für eine erneute Müllabholung tragen. Und kommt der Bus im Berufsverkehr nicht durch, dann kostet das die entgangenen Löhne der Pendler. Das summiert sich.
Das mit der Feuerwehr passiert erträglich selten, das mit der Müllabfuhr hingegen regelmäßig. Wenn man davon ausgeht, dass eine Mülltour etwa 750.- Euro kostet, dann hat sich das ganz schnell von alleine erledigt.
[taz.de]: Müllwagen werden kleiner