Abt.: Fressfeinde
Nacktschneckenkorn
Gewohnt, dass der Boden ordentlich versiegelt und das domestizierte Restgrün zwischen den Parkbuchten vom Landschaftsgärtner ordentlich geföhnt ist, macht sich der Stadtmensch selten Gedanken über Nacktschnecken.
Wer hingegen eigenen Salat anbaut kennt vielleicht den täglichen Kampf zwischen Gastropod und Hortulanus. Also gemeiner Nacktschnecke und GärtnerIn.
In schlechten Jahren und ohne Gegenmassnahmen kann es im Salatbeet schon einmal 9:1 für die Schleimer ausgehen. Das ist frustrierend. Sehr frustrierend.
Schnell versucht man sich kundig zu machen, welche Strategien erfolgversprechend sind, welche nicht und wie man vielleicht um die Chemische Keule herum kommt.
In einschlägigen Foren läuft die Diskussion meist folgendermassen ab:
ist selbst für den ökologischen Landbau zugelassen
Frage: Die Nacktschnecken haben mir über Nacht das ganze Beet leer gefressen. Wie schützt ihr euer Gemüse?
Irmgard: Ich sammle die Schnecken jeden Abend ab und bringe sie dann ganz weit weg?
Anton: Was verstehst du unter "weit weg"? Nachbars Garten oder noch weiter?
Irmgard: Noch weiter. Auf's Feld vom Bauern.
Anton: Du musst den Bauern ganz schön hassen.
Elvira: Schneckenzaun. Ich habe mir dieses Jahr Schneckenzaun gekauft.
Emma: Ich letztes Jahr. Da sind die Schnecken munter drüber geklettert.
Hans-Rüdiger: Ich stelle Bierfallen auf.
Peter: Dann ist Nachbars Garten schneckenfrei und du hast immer noch keinen Salat.
Adelgunde: Du musst Tigerschnegel ansiedeln. Die fressen Nacktschneckeneier.
Helmfried: Ja und Salat als Beilage.
Jörg: Wir haben uns Laufenten angeschafft. Nacktschnecken haben wir jetzt keine mehr. Salat auch nicht...
Im weiteren Verlauf fallen dann noch Begriffe wie Schnexagon, Nemöl, Kupferband oder Schneckennosode.
Wer ein ernsthaftes Problem mit Nacktschnecken hat, weiß, all diese Tipps und Mittel sind unbrauchbar.
Fragt man in der Runde, wie das denn mit Schneckenkorn so sei, läuft man Gefahr von halb- und unwissenden Fundamentalökos gelyncht zu werden.
Nach etwas Recherche halte ich entgegen: Es gibt Schneckenkorn und Schneckenkorn. Das eine aus Metaldehyd ist doof, das andere aus Eisen-drei-Phosphat nicht.
Metaldehyd ist giftig, brennbar und gesundheitsschädlich. Für Schneck und Mensch und Haustier auch. Ob es sich in Pflanzen anreichert habe ich nicht heraus gefunden.
Eisen-drei-Phosphat hingegen ist nur für Schnecken tödlich. Gut, wenn der Mensch das Zeug löffelweise in sich hinein schaufelt, dann stirbt er auch. Und das auch qualvoll. Da gehört dann aber schon ein gerüttelt Mass an Vorsatz und Masochismus dazu.
Hm, ja, das tötet alle Schnecken. Auch die mit Haus und auch die Tigerschnegel. Wenn jetzt allerdings, wie so oft zu lesen ist, Tigerschnegel und Hausschnecken keinen Salat fressen, dann sollten sie eigentlich nicht weiter Gefahr laufen, von Schneckenkorn rund um den Salat in den Abgrund gerissen zu werden. Wenn sie sich hingegen ebenfalls am Salat gütlich tun... eh?!
Ansonsten wird das Eisen-drei-Phosphat zu Eisen und Phosphat abgebaut. Eisen kommt in der Natur vor und gilt gemeinhin als ungiftig. Phosphat hingegen ist ein prima Dünger. Also alles im grünen Bereich.
Ach ja, für den ökologischen Landbau ist das Zeug auch zugelassen. Da sollen die Fundamentalökos erst mal gegen halten.
Und was soll ich sagen, es funktioniert. Ich habe Salat, ich weiss nicht mehr wohin damit. Aber das ist eine andere Geschichte...
Wer noch mehr über Nacktschnecken wissen will, da gibt's noch mehr zum Thema: Nachdenken über Nacktschnecken