Abt.: Verkehrschaos

Nordring - Eine Seifenblase platzt

Vier Mal Schnappatmung in nur einem Artikel. Das finde ich beachtlich.
Um was es geht? Um einen Beitrag der Abendzeitung zur Münchner MVV Misere. Eben um den S-Bahn-Nordring.

Ich muss zugeben, dass mir ein S-Bahn-Nordring vor lauter Kopfschütteln über den Zweite Stammstrecke Irrsinn irgendwie durch die Lappen gegangen ist.

Zwar habe ich mich durchaus gefragt, warum nicht eine bestehende Bahntrasse im Norden von München für eine Ringverbindung genutzt würde. Das es dazu tatsächlich ernsthafte Pläne gab und gibt, das habe ich offenbar verdrängt.

Doch zum Thema.

Der angesprochene S-Bahn-Nordring wurde von Stadtrat in seine grenzenlosen Naivität für Mitte der 2020er Jahre erwartet. Jetzt hat er jedoch "eher beiläufig von der Deutschen Bahn bei einer Veranstaltung erfahren", dass dem nicht so sein wird.

Es scheint Usus bei der Deutschen Bahn geworden zu sein. Man erfährt nur beiläufig oder durch Zufall. Ganz egal, ob es sich um Kleinigkeiten wie die exorbitante Kostenexplosion oder Beiläufigkeiten wie der Verzögerung bis zum Sankt Nimmerleins Tag bei der Zweiten Stammstrecke handelt. Oder die Information, ob und wann eine Zugverbindung zustande kommt.

Ein "Termin Mitte der 2020er Jahre stamme nicht von der DB". Tatsächlich hat das allerdings der CSU Verkehrsminister 2019 in Aussicht gestellt. Dann hat entweder der CSU Verkehrsminister gelogen oder die Deutsche Bahn.

Aber ja, wir wissen seit Dobrindt und Scheuer, welche Granaten Verkehrsminister aus dem Stall der CSU sind. Sollte man einfach nicht ernst nehmen. Produzieren nur Mist.

Planungen konnten nicht zeitnah erfolgen, das sei "der aktuellen Auslastung auf dem Markt geschuldet". Es konnte auch im dritten Anlauf kein Planungsbüro gefunden werden.

Das versuche ich mal gedanklich in Einklang zu bringen. Seit Jahren jammert die Bauwirtschaft - und dazu zähle ich mal Planungsbüros auch - dass es keine Aufträge gibt. Und lockt dann jemand mit einem echten Großauftrag, dann sind doch alle ausgelastet. Erstaunlich.

Und "es muss erst ein wirtschaftliches Betriebskonzept erarbeitet werden".

Schon klar, dass man nicht einfach eine S-Bahn zwischen Güterzüge setzen kann und damit ist der Nordring fertig. Ich traue mich aber zu sagen, sperrt 100 Münchner eine Woche in einer hinreichen ausgestatteten Umgebung zusammen und sie werden ein Konzept präsentieren, das sich gewaschen hat. Das nicht nur wirtschaftlich ist, sondern auch den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.

Kann es sein, dass Bahn und Verkehrsministerium den Münchner Stadtrat - und damit eigentlich uns alle - hinhalten will? Oder von etwas noch viel unangenehmeren ablenken will? Oder will sie uns einfach nur für dumm verkaufen?