Tötungsmaschinen stören die Ruhe
Panzer aus München
Es ist sicher kein Ruhmesblatt, auf das man besonders stolz sein könnte: Am Rande Münchens werden Kriegswaffen hergestellt, die in der ganzen Welt Leid und Tod verbreiten. Da nimmt sich die Lärmbelästigung von Anwohnern eher niedlich aus.
Weiß jetzt nicht genau, wie rum ich anfangen soll. Das Thema hat so viele Facetten. Ich versuche es mal von der etwas positiveren Seite.
München ist eine Stadt, der es wirtschaftlich blendend geht. Da gibt es Industrie, da gibt es Dienstleistung, Handel und sogar noch Handwerk. Die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise gering, der Zuzug ungebrochen hoch und die Stadt platzt aus allen Nähten. München ist keine Stadt, die sich um den Wegfall von 1600 Arbeitsplätzen besonders Sorgen machen muss.
Das war es auch schon mit dem Positiven.
Jetzt kommen wir zum Leopard. Der Leopard ist eine Kriegswaffe. Also nicht so was wie ein Messer oder ein Jagdgewehr, bei dem man gemein hin sagt, die sind ja nicht dafür gebaut, dass damit auch Menschen umgebracht werden können. Und was könne der Hersteller denn dafür, wenn sie missbräuchlich genutzt werden. So ein Panzer wird explizit dafür hergestellt, dass er Dinge kaputt macht und Menschen tötet. Oder habt ihr schon mal gesehen, dass ein Bauer seinen Acker mit einem Leoparden bestellt? Oder dass die Feuerwehr mit einer Galottrohrkanone auf einen Hausbrand los geht?
Und dieser Leopard wird in München hergestellt. Nein, darauf muss man nicht stolz sein. Das ist verwerflich. Das ist ein Manko, über das in München gerne geschwiegen wird. Denn eine Weltstadt mit Herz und Kriegswaffen, das passt nicht so ganz zusammen. Und doch ist es so und selten genug wird das thematisiert.
Jetzt sitzen in München gerade zwei Parteien zusammen am Regierungstisch, zwei Parteien, die sich - die eine mehr, die andere weniger - auf die Fahnen geschrieben haben, Rüstungsexporte einzudämmen. Gerade die Grünen waren sogar schon mal so weit, den Export von todbringenden Erzeugnissen ganz und total zu verbieten... aber das ist schon lange Geschichte.
In einem freien Land lässt sich die Herstellung von Dingen nicht so einfach verbieten. Auch deren Export ganz offenbar nicht. Was man aber machen kann, sind Auflagen. Auch Auflagen, die hier und da dazu führen, dass es sich für ein Unternehmen nicht mehr rentiert, sein Geschäft weiter zu betreiben. Da gibt es eine ganze Palette. Umweltauflagen, Denkmalschutz, Naturschutz, Ausweisen von Parkplätzen, Hygienevorschriften, was weiss ich noch alles.
Zurück zu den Panzern. Abgesehen davon, dass sie Leid und Tod verbreiten, machen sie auch gehörig Lärm. Das geht den Anwohnern der Panzerschmiede auf den Zeiger. Das mögen sie nicht leiden. Darum beschweren sie sich. Und damit geben sie dem Stadtrat ein Mittel in die Hand, um gegen Panzer in München vorzugehen. Also nicht gegen die Panzer direkt, nur dagegen, dass die Panzer bis zur Tagesschau lärmen dürfen.
Man könnte dagegen halten, Panzer in ihrer natürlichen Umgebung - dem Krieg - halten sich auch an keine Mittagsruhe und pausieren während der Tagesschau. Aber sie sind in einer friedliebenden Großstadt nicht in ihrer natürlichen Umgebung. Also sollen sie sich auch an die Gepflogenheiten ihrer Nachbarschaft halten. Und wenn die Nachbarschaft aus Wohnbevölkerung besteht, dann haben sie einfach nicht zu lärmen wann immer ihnen danach ist.
Einfach die Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes anwenden, die sagt von 07.00 Uhr bis 09.00 Uhr, von 13.00 Uhr bis 15.00 Uhr und von 17.00 Uhr bis 20.00 Uhr is nich und davor und danach auch nicht. Fertig, aus.
Und wenn dann der Panzerbauer sagt, wie gemein, dann gehen wir mit unseren Panzern eben nach Frankreich. Bitte, Leute, Reisende soll man nicht aufhalten. Dann gehen sie nach Frankreich. Das ist nicht schön für Frankreich. Aber das sollte München doch wirklich nicht davon abhalten, den Stachel im Fleisch der Stadtgesellschaft los zu werden.
Und die 1600 Arbeiter, die bringen wir hier locker wo anders unter. Selbst, wenn der eine oder andere erst mal resozialisiert werden muss, um sich in einer kriegswaffenfreien Arbeitsumgebung wohl fühlen zu können.