Abt.: An Frieden denken
Pazi - zefix - fismus
So ein Pazifismus ist ja oft eng verknüpft mit sehr persönlichen Momenten. Wie zum Beispiel dem Gandhi Epos von Richard Attenborough. Dem Sterben des Familiengoldhamsters.
Oft hat es aber auch mit der politischen Sozialisation zu tun.
Wer zum Beispiel im NPD/DVU/AfD Umfeld groß wird, hat mit Pazifismus voraussichtlich nicht viel am Hut. Auch nicht mit Solidarität oder Respekt vor dem Leben. So jemand sprengt auch mal den Familienhamster mit Chinaböllern... und der Papa spendet Beifall.
Wer sich hingegen früh mit sozialistischen Ideen auseinandergesetzt hat, mit Internationalismus und damit, dass alle Menschen gleich und frei geboren sind, wird beinahe zwangsläufig Krieg und Gewalt ablehnen. Wenigstens aber in Frage stellen.
Meine Einstellung zu Gewalt hat sich aus einer Melange aus pazifistisch pädagogischer Erziehung, Gandhi und Erich Mühsam entwickelt. Die Säulen sind also Angst vor Gewalt und der festen Überzeugung die anarchistische Gesellschaft eines Erich Mühsam muss sich irgendwie mit den friedlichen Mitteln eine Gandhi erreichen lassen.
Mein adultes Faible für eine freie, sozialistische Gesellschaftsordnung war überlagert von der sogenannten friedlichen Koexistenz zweier menschenverachtender Ideologien. Dem westlichen Imperialismus kapitalistischer Ausprägung und der real existierenden Misswirtschaft im kommunistischen Gewand. Beiden war der Mensch lästiges Beiwerk im Spiel um Macht und Ideologie.
Ich hingegen war überzeugt davon, wenn das lästige Beiwerk nur lästig genug wäre, dann hätten Macht und Ideologie einen schweren Stand. Denn was ist der Kapitalismus ohne willige Arbeitssklaven? Was ein Kommunismus ohne willfährige Massen? Starke Individuen würden sich nicht beugen lassen.
Dabei habe ich die Menschenverachtung, die noch wenige Jahre zuvor zu unsäglichem Leid geführt hat, ausgeblendet. Es kann nicht sein, dass erneut Menschen über Menschen herfallen, allein um diese zu töten und vernichten.
Solidarität und ziviler Ungehorsam, das waren meine Schlagworte. Ein Land, dass im Falle einer Besetzung nur Ärger macht und keinerlei Gewinn bringt, das würde auch nicht besetzt werden. Davon war ich überzeugt.
In meiner Überzeugung hatte die Überlegung, dass weitaus geringere Ziele als rein wirtschaftliche Überlegungen, nämlich die überwunden geglaubten Menschheitsverderber Nationalismus und Imperialismus, fröhliche Urstände feiern könnten, keinen Platz.
Putin, Kadyrov, Prigoschin sind die Fratzen der neuen Zeit. In Worten und Taten überbieten sie sich um Leid und Zerstörung über die Ukraine zu bringen. Die hält kein ziviler Ungehorsam auf.
Ob es den Menschen gelingt, irgendwann, irgendwo eine freie Gesellschaft anarchistischer Prägung zu bilden. Ob es ihnen gelingt, gewaltfrei und solidarisch zusammen zu leben. Heute bin ich überzeugt ich werde es nicht mehr erleben.