Parkstadt - Parkplatz
Stadtplanung
Sagt mal, was machen diese Stadtplaner bei der Stadt den ganzen Tag eigentlich so? Das Stadtplanen zumindest scheint nicht deren Hauptaufgabe.
Nehmen wir einmal die "Parkstadt Schwabing", ein größeres Bauvorhaben der jüngeren Geschichte in München.
Wenn ein neues Stadtviertel mit 1500 Wohnungen und 12000 Arbeitsplätzen aus dem Boden gestampft wird, dann ist es geboten, sich um Infrastruktur und Verkehrsanbindung zu kümmern. Und zwar im Vorfeld. Nicht erst dann, wenn die Häuser stehen.
Wer das kleine Einmaleins so halbwegs hinbekommt, der kann sich ganz schnell ausrechnen, dass 1500 Wohnungen wenigstens 1500 Autos bedeuten. Da sind Zweitwagen, Fahrräder und E-Mobile noch nicht berücksichtigt. All diese Fahrzeuge wollen da auch wohnen, hin kommen und weg kommen. Ebenfalls hin kommen wollen 12000 Leute zu ihren Arbeitsplätzen und selbstredend wollen die auch wieder weg kommen. Da muss man nicht für studiert haben.
Ein Blick auf die Verkehrsentwicklung großstädtischer Prägung reicht auch dem Laien, um zu sehen, dass es mit einem "passt schon" oder einem "das wird sich schon finden" nicht getan ist. Da muss schon ein bisschen mehr geboten werden, als eine Tram-Linie, die zwischen Viertel und U-Bahn pendelt.
In so eine Tram passen etwa 200 Fahrgäste hinein. Es müssten also allmorgendlich locker 60 Bahnen fahren, um die Leute zumindest in die Nähe ihrer Arbeitsplätze zu karren. Bei einem straffen drei-Minuten-Takt wäre das in schlappen 3 Stunden erledigt. Also rein rechnerisch. Tatsächlich ist ein fünf-Minuten-Takt realistischer und da wären wir bereits bei 5 Stunden. Da musst du dich, gleich nachdem du angekommen bist, bereits wieder in die Schlange der Heimfahrenden einreihen, damit du pünktlich zum Abendessen daheim bist.
Das haltet ihr für unrealistisch? Ganz ehrlich? Ich auch.
Bei solchen Aussichten ist es nicht zu verdenken, wenn der eine oder andere doch lieber mit dem Auto kommt. Mit dem Auto kommt man prima hin. Das Viertel ist eingebettet in ein Netz gut ausgebauter Straßenzüge. Autobahn, Autobahnzubringer, Einfallstraße. Alles da. Und alles befahren. Da kann man morgens und abends prima ein paar Minuten im Stau verbringen. Da ist man nicht so alleine und kann mit vielen anderen das Gefühl der Freiheit im eigenen Automobil geniessen.
Das meine ich jetzt gar nicht so ironisch, wie sich das anhört. Denn ist man glücklich dem Wahnsinn des Berufsverkehrs entkommen, landet man unsanft im Wahnsinn der Parkplatzsuche. Parkplätze sind in der ganzen Stadt Mangelware, wieso sollte es einem neuen Stadtviertel da besser gehen. Gleiche Not für alle.
In München muss jedes Klohäusl ausreichend Parkplätze ausweisen können. Wenn das Kleingeld stimmt, dann kann man sich von dieser leidigen Pflicht frei kaufen. Ablasshandel modern sozusagen. Und wo es um Millionen an Profit geht, da wird ist das Kleingeld auch vorhanden sein. Parkplätze bringen keinen Profit. Da drückt die Stadt schon mal eine Auge zu.
Sei, wie es sei. Die Stadtplanung hat die verkehrstechnische Planung der "Parkstadt Schwabing" ordentlich vergeigt. Jetzt soll ein umfangreiches Instrumentarium Abhilfe schaffen. Also das Viertel soll jetzt nicht mit MVV-Anbindungen nachgerüstet werden. Vielmehr soll das Viertel für Autos so unattraktiv wie möglich gemacht werden. Durchfahrtssperren, Tempo 30, Parklizenz. Das wirkt hilflos.
Sicher tue ich mir leicht, anzuprangern, mit dem Finger auf andere zu deuten, mich über Versäumnisse anderer Aufzuregen und mich lustig zu machen. Eine Lösung habe ich nicht anzubieten. Aber ganz ehrlich, dafür werden Leute bezahlt. Die haben das gelernt, die haben studiert. Und die werden von uns bezahlt. Ist es zu viel verlangt, wenn ich von denen erwarte, dass sie ihren Job machen?
Weiterführende Literatur: abendzeitung-muenchen.de