Ab.: Es klebt am Schuh
Troll
Letztens um halb neun auf der Straße - flatsch - in irgend etwas reingetreten. Das klebt am Schuh, das ist eklig.
...oder war es gar nicht auf der Straße? Vielleicht war es auch auf Facebook. Kann ich nicht mehr sagen.
Er: Was schleppst du denn da ekliges hinter dir her?
Ich: Och, ich habe mir letztens einen Troll eingetreten und seither klebt er am Schuh?
Er: Ist das nicht ein bisschen nervig?
Ich: Ja schon. Aber es kann auch ganz amüsant sein. Er kann ja auch nicht einfach so weg.
Er: Du kannst ihn aber doch ganz einfach blockieren.
Ich: Wieso sollte ich das tun? Das würde ihn doch von der Pein befreien, mich aushalten zu müssen. So aber weiß ich um seine Schlaflosigkeit, was mich wiederum gut schlafen lässt.
Er: Weiß er, auf was er sich da eingelassen hat?
Ich: Bestimmt nicht. Sonst hätte er längst versucht, das Weite zu suchen.
Er: Du sprichst vom Troll in der männlichen Form. Bist du dir sicher, dass es sich um ein männliches Exemplar handelt?
Ich: Ziemlich. So einen Minderwertigkeitskomplex entwickelt sich für gewöhnlich nur bei gekränkter Männlichkeit. Zu kleiner Pimmel, von der Freundin verlassen, bei der Beförderung übergangen. So Sachen.
Er: Und wie sind seine Umgangsformen?
Ich: Wie die eines Trolls eben. Ungehobelt, grobschlächtig, keine Manieren. Er wirft gerne mit Kotz-Smileys um sich und pöbelt auch gerne mal Passanten an.
Er: Du hast Smileys erwähnt. Wie kommuniziert ihr denn miteinander?
Ich: Ich bin mir sicher, er versteht mich ganz gut. Das entnehme ich zumindest seinen Reaktionen. Wenn ich zum Beispiel sage "SUVs sind die Pest der Großstadt", dann sondert er einen Schwall legasthenischen Dünnschiß ab. Irgendwas mit "linksgrünversifft" und "zurück in den Urwald".
Wenn ich etwa sage "die Ausländer...", dann macht er Männchen und wedelt mit dem Stummelschwänzchen. Wenn ich dann weiter rede "...sind Menschen wie du und ich" wirft er mit braunen Kack-Emojis um sich, dass es eine Freude ist.
Er: Das lässt auf ein sehr geringes Bildungsniveau schließen.
Ich: Ja oder auf eine Schaukel zu nahe an der Wand.
Ich gehe davon aus, dass etwas elterliche Zuneigung und ein bisschen Aufmerksamkeit in der Schule eine ganz gute Immunisierung gegen die Trollkrankheit ausbilden kann. Also nicht immer. Es gibt immer welche, die selbst bei bester Pflege degenerieren. Ob denen dann noch zu helfen ist, kann ich nicht sagen.
Er: Wie ist das denn bei deinem Troll? Kannst du da eine positive Entwicklung feststellen?
Ich: Ich beobachte ihn ja nun schon eine ganze Weile. Zeige ihm was von der Welt. Bringe ihn mit gebildeten Menschen zusammen. Unterhalte mich auch mal in Ruhe mit ihm. Aber ich glaube, das getrolle lässt sich nicht wieder richtig hinbiegen. Da muss vielleicht ein Profi ran.
[Nachsatz]: Das Bild ist mit Hilfe der KI starryai erzeugt. Und ich kann euch sagen, das wird nicht eure erste und nicht eure letzte Begegnung mit künstlicher Intelligenz sein.