Freies Assoziieren über eine Pandemie
Und mal wieder Corona
Ich finde ja, es lässt sich jenseits von Querdenken und Verschwörungstheorie ganz trefflich über Sinn und Unsinn von Coronamassnahmen und Coronatests streiten.
Im ganzen hin und her der Zahlen fällt es vielen Medien schon recht schwer, einen klaren Strich zwischen PCR-positiv, infiziert und erkrankt zu machen. So ganz eindeutig ist die Berichterstattung da nicht immer.
PCR Test - ein Vergleich
Ein PCR-Test weist nach, dass in der Probe RNA eines bestimmten Virus vorhanden ist. Nicht mehr und nicht weniger. Das Ergebnis des Test besagt nicht, ob ein Getesteter krank oder ansteckend ist.
Ich wage einmal einen Vergleich:
Wenn bei einer Hausdurchsuchung Patronen sichergestellt werden, dann heißt das, in dem Haus wurden Patronen gefunden. Das sagt nichts darüber aus, dass damit auch eine Pistole geladen und ob mit dieser Pistole dann auf Zielscheiben oder Menschen geschossen werden soll.
Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Unfug mit Patronen getrieben werden kann, als ohne.
Und ebenso ist es wahrscheinlicher, dass ein nachgewiesener Virus Unfug treibt, als ein nicht vorhandener.
An der Testerei kann man so manches kritisieren und hinterfragen. So sind mir etwa keine Zahlen bekannt, die die Menge der positiv Getesteten in Relation zu allen, respektive zu den negativ Getesteten setzt. Denn hier macht's die Menge. Werden drei Menschen getestet und zwei sind positiv, dann ist das ordentlich. Werden 10.000 getestet und zwei sind positiv, dann ist das nicht mehr ganz so wild.
Allerdings, und das kann man nicht ganz so von der Hand weisen, steigt parallel zu der Testerei und den Inzidenzwertrechnungen auch die Belegung der Intensivbetten und es wird wieder mehr gestorben.
Wenn man dann bei all dem Aktionismus und Söders Wer-hat-den-Längsten-Gehabe etwas genauer hin sieht, dann geht es letztlich - wie auch schon im März - vor allem darum, das Gesundheitssystem am funktionieren zu halten. Weder Söder, noch Spahn, noch Drosten behaupten, mit all den Massnahmen und der Testerei die Pandemie aus der Welt schaffen zu können oder zu wollen.
Aus einem Leserbrief an aerzteblatt.de:
"In der Medizin wird tunlichst vermieden, bei Gesunden nach Krankheiten zu fahnden, weil falsch positive Ergebnisse oft zu großer Verunsicherung mit unnötig belastenden Folgemaßnahmen führen"
Quelle: aerzteblatt.de
Zu diesem Leserbrief:
Ein Politiker sollte nicht Arzt spielen und ein Arzt nicht Politiker. Beide haben andere Aufgaben und die sollte man nicht verwechseln.
Die Aufgabe eines Arztes in unserem Gesundheitssystem ist es primär, die Arbeitskraft eines Menschen wieder herzustellen. Zu seinen Aufgaben gehört nicht, das Große und Ganze im Blick zu haben. Dafür gibt es Statistiker, Soziologen und etliche andere Professionen. Insofern gehört es eben auch nicht zu den primären Aufgaben eines Arztes, aktiv nach Patienten - etwa durch großflächige Influenza Tests - zu suchen.
Ganz im Gegenzug der Politiker. Der soll niemanden gesund machen, nicht diagnostizieren und nicht behandeln. Allerdings soll er im Blick haben, ob ein gesamtgesellschaftliches Problem besteht und wie dem zu begegnen ist. Der Politiker muss sich dabei auf Informationen verlassen, die ihm zugetragen werden. Oft von Statistikern oder Soziologen, im jetzt speziellen Fall auch von Virologen.
Würde nun ein Politiker rein auf Basis der Zahlen der nachgewiesenen Erkrankungen agieren - und eine Erkrankung kann, soweit ich informiert bin, erst nachgewiesen werden, wenn der Erkrankte zum einen Symptome hat und zum anderen ansteckend ist - dann bliebe ihm nicht weiter übrig, als der Ausbreitung der Pandemie und dem Sterben zuzusehen. Denn dann ist es zu spät, das Gesundheitssystem zu entlasten.
Auf einer ganz anderen Seite steht, ob die Indikatoren, die heran gezogen werden, gut, mässig gut oder gar nicht geeignet sind. Erst gab es die Zeit der R-Zahl, jetzt gibt es den Inzidenzwert. Ich habe von Schnelltests und PCR gehört. Jetzt auch noch von einem PCR CT-Wert. Und ich höre, das eine ist nicht geeignet, weil... das andere ist nicht geeignet, weil... Ich denke, das hören Söder und Drosten auch. Darum kommt dann eben immer wieder was neues.
Ich höre von den Kritikern jedoch nicht was denn jetzt gescheiter wäre. Welchen Wert man heranziehen solle, welche Untersuchung man anstellen müsste, welcher Test sinnvoller wäre.
PCR CT
Der PCR CT-Wert gibt an, wie genau ein PCR Test ist. Je mehr CT, desto genauer. Ist der CT-Wert hoch genug, dann lassen sich selbst minimale Mengen RNA feststellen, die in der realen Welt niemals ausreichten, um eine Infektion auszulösen. Oder so: Ist der CT-Wert hoch genug, lässt sich bei jedem Corona nachweisen.
Weiterführendes: Wikipedia
Ich habe gehört, Frau Merkel würde schärfere Massnahmen für Kindergärten fordern.
Im Konkreten kann ich jetzt nicht finden, was Frau Merkel in Bezug auf Kindergärten gefordert hat oder fordert. Bin um Link und weiterführende Informationen dankbar. Ich kann jedoch aus der Praxis sagen, dass der Umgang mit Kindergärten von Seiten der Behörden sehr uneinheitlich, chaotisch und bisweilen dilettantisch von statten geht. Mal Notbetreuung, mal Gruppen zusammenlegen, dann wieder trennen. Mal muss bei einem positiven Test eine ganze Einrichtung schliessen. Ein anderes Mal nur die betroffene Gruppe pausieren. Und wieder anders muss nur das betroffene Kind/die Erzieherin in Quarantäne. Und am nächsten Tag genau das Gegenteil. Ob man das jedoch direkt Frau Merkel anlasten kann - und ich bin wahrlich kein Merkel Fan - möchte ich in Frage stellen. Was ich am Rande über die Situation der Schulen mitbekomme, da scheint es nicht recht viel anders auszusehen.
Ich habe von eitrigen Ausschlägen gehört, die sich Kinder unter verdreckten Masken zuziehen können.
Auch fehlende Hygiene rund um die Maske möchte ich ungern Frau Merkel persönlich anlasten. Wobei ich von der Maskenpflicht in Unterricht und Kindergruppe nichts halte.
Ich sehe die Maske als sinnvolles Instrument, um bei kurzzeitigen Begegnungen den Aerosol und Virenaustausch zu reduzieren - beim Einkaufen, in der U-Bahn. Auch in Restaurants, am Arbeitsplatz oder in der Schule auf dem Weg von hier nach da - nicht jedoch um einen dauerhaften Schutz bei gleichbleibender oder steigender Belastung über mehrere Stunden in geschlossenen Räumen zu bieten.
Wir haben ein gesellschaftlich durchgängiges Problem: "Jeder denkt nur an sich, nur ich denke an mich" ...und wer am lautesten Schreit usw.
Bei uns im Verlag wurde beim ersten Lockdown augenzwinkernd davon gesprochen, dass die Presse systemrelevant sei und damit auch wir. Wohlwissend, dass Luxus- und Lifestyle-Magazine tatsächlich nicht systemrelevant sind. Aber in dieses Horn - ohne dem Augenzwinkern - wird der Tage von allen Seiten gestossen. Ein jeder gibt sich systemrelevant und ein jeder ist der Meinung, dass ganz besonders er gehört werden muss und Recht hat.
Natürlich ist das für Kinder und Jugendliche nicht schön, was mit ihnen in Kindergarten und Schule momentan - und das schon seit März - gemacht wird. Und natürlich lässt einen das zweifelnd und kopfschüttelnd staunen, mit welchem Dilettantismus da herumgedoktert wird. Ich bekomme von anderer Seite zu hören, wie Eltern zwischen Homeoffice, Kinderbetreuung und Angst um ihren Job und ihr Einkommen Tränen der Verzweiflung in den Augen haben. Ich weiss von Kindergärten, in denen Erzieherinnen und Erzieher heute nicht wissen, ob und wie sie morgen arbeiten werden und ob die Einrichtungen überhaupt auf haben werden.
Aber auch dieses:
Ich kenne Kneipenbesitzer, denen gerade ihre Existenz unter dem Hintern wegbröselt. Ich kenne Kulturschaffende, die seit Monaten zwischen Harz IV und anderen ungeeigneten Massnahmen im Prekären herumeiern. Ich kenne jemanden, dessen Reiseunternehmen nächstes Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr existieren wird.
Ganz besonders schlimm auch das:
Ich weiss von Leuten, die meinen, die Welt gehe unter, weil sie dieses Jahr keinen dritten Urlaub machen können. Und ich lese in der Zeitung, wie schlimm das ist, das der Skiurlaub dieses Jahr vielleicht ausfallen muss.
Auf wen also soll alles Rücksicht genommen werden?
Die getroffenen Massnahmen scheinen weit davon entfernt, den gewünschten Effekt zu haben. Die Zahlen nehmen zu. Und dabei möchte ich mich auf die Zahlen der belegten Intensivbetten und der Gestorbenen beziehen, weil da der Interpretationsspielraum nicht ganz so groß ist, wie bei Infektionszahlen und CT Werten.
Aus meiner Sicht gibt es zwei Wege, damit umzugehen. Der eine - und der scheint mir nicht besonders vielversprechend zu sein - die Massnahmen beizubehalten, zu verlängern und auszuweiten. Und der andere, genau hinzusehen, wo Infektionen tatsächlich stattfinden und da gezielt und gerne kompromisslos einzuschreiten.
Schon vor längerem hatte ich auf eine Statistik des RKI hingewiesen, die darlegt, dass sich der Schwerpunkt des Infektionsumfeldes von März (Alten- und Pflegeheime, sowie Krankenhäuser) bis Oktober (Privater Haushalt und Arbeitsplatz) etwas verschoben hat. Was sich nicht geändert hat, Speisestätten und Übernachtungen - vulgo Restaurants und Hotels - spielen beim Infektionsumfeld über den gesamten Zeitraum eine untergeordnete, wenn nicht zu vernachlässigende Rolle.
Und da liegt der Hund begraben.
Heime und Krankenhäuser kann man nicht schließen und unser Sozialsystem ist soweit auf den (begrabenen) Hund gekommen, dass es unmöglich scheint, dort geeignete Massnahmen zu ergreifen.
Arbeit zu verbieten? Auch wenn das vor Jahren ein netter Ansatz der APPD war, ich denke da sind wir uns einig, dass das nicht geht. Nicht nur - und das wäre vielleicht zu verkraften - weil damit das schöne Wirtschaftswachstum passé wäre, sondern vor allem, weil dann alles vor den arg strapazierten Hund ginge. Ich denke, über Private Haushalte brauchen wir in diesem Zusammenhang nicht weiter sprechen.
Ich bin weit davon entfernt, eine Lösung parat zu haben, bin aber davon überzeugt, dass die bisher getroffenen Massnahmen - egal ob sie bleiben, verlängert oder verschärft werden - nicht der Weg aus der Krise sind. Und gleichzeitig sind diese Massnahmen im Moment das einzige, was wir haben.
Wenn ich hier den einen oder anderen Unsinn mit hinein gebracht habe, dann bin ich gerne bereit das Gegenteil zu behaupten, so es mir schlüssig belegt wird.