Alles im Eimer
Wenn heute Frieden wäre
Mal angenommen, Putin würde seine Truppen in einem Anflug von Vernunft aus der Ukraine zurück ziehen. Von heute auf morgen, genau so schnell, wie er die Ukraine überfallen hat. Dann hätte er schon einiges erreicht. Eigentlich eine ganze Menge. So viel wie kaum einer vor ihm. Vielleicht noch vergleichbar mit Osama bin Laden.
Die Welt ist nicht mehr die selbe, wie vor dem 24. Februar 2022. So ein kleiner schmieriger Mann im fernen Moskau hat sich angeschickt, das bekannte Gefüge aus den Angeln zu heben. Jahrelange Gewissheiten in den Staub zu treten. Keine Woche hat es gedauert, um weltweit nachhaltige Schäden zu verursachen.
Ukraine direkt
Die unmittelbarsten Folgen sind natürlich in der Ukraine selbst zu sehen. Zerstörung, Tod und Flucht. Da werden Menschen auf Jahre hin traumatisiert. Es wird Hass gesät und Gewalt gepredigt. Es werden Dinge getan, die in einem Krieg getan werden und es sind keine guten Dinge. Es sterben Soldaten, es sterben Zivilisten. Frauen, Kinder, Väter und Mütter.
Die Ukraine hat sich zu Recht vor ihrem östlichen Nachbarn gefürchtet. Und sie wird sich nach Beendigung des Krieges weiterhin fürchten.
Waffen ohne Ende
Für einen Krieg braucht es Waffen. Und Waffen werden dieser Tage viele durch die Welt geschippert. Und viele mit dem Ziel Ukraine. Gewehre, Panzerfäuste, Haubitzen. Der Ukrainische Verteidigungsminister hat die Parole ausgegeben, dass jeder der einen Ukrainischen Pass vorzeigt, ein Gewehr bekommt. Der Verteidigungsminister ruft dazu auf, Molotov Cocktails zu bauen... und die Ukrainer bauen (1). Es sind also nicht nur sogenannte reguläre Truppen im Einsatz. Es bereiten sich auch einfache Familienväter vor, ihre Heimat zu verteidigen.
Doch sind die Waffen erst einmal unter das Volk gebracht, wer wird sie anschließend wieder einsammeln? Denn es sind sicher nicht nur redliche Familienväter, die sich mit Sturmgewehren ausstatten lassen.
100 Milliarden
An allen Ecken und Enden fehlt uns hierzulande Geld. In der Pflege, bei der Energiewende, im Öffentlichen Nahverkehr, was weiß ich noch alles. Und jetzt - zack - so ganz nebenbei mal 100 Milliarden Ocken für die Bundeswehr bereit gestellt. Wow, das sind über 20% der Gesamtausgaben des Bundes. Und das zusätzlich zu den schon geplanten 50,3 Milliarden Euro (entspricht etwa 9% des Bundeshaushalts)(2)(3). Da wandern unsere Steuern in Rüstung und das nicht zu knapp. Das Geld ist futsch. Und wenn sich die Bundeswehr erst an diesen Geldsegen gewöhnt hat, dann werden uns diese Ausgaben die nächsten Jahre begleiten.
Atom in Europa
Die längst überwunden geglaubte Angst vor einem Atomkrieg schleicht wie ein lästiger Widergänger durch die Politik. Sehr konkret durch Putins Ansage, seine Atomwaffen in Alarmbereitschaft zu versetzen. Etwas verschwurbelt, wenn ein Lawrow der Ukraine vorwirft, über Atomwaffen nachzudenken. Und nicht zuletzt liegt da ein Angebot Macrons auf dem Tisch, die Französischen Atomwaffen quasi zu EU Atomwaffen zu machen(4).
Vertrauen
Putin hat sich und Russland auf Jahre hinweg beschädigt. Vor dem Hintergrund, wie er mit der Weltöffentlichkeit umgegangen ist, hat er sich als ernst zu nehmender Partner ins Aus geschossen. Wer wird zukünftig Verträge mit einem Mann abschließen, wenn jederzeit zu erwarten ist, dass dieser Mann die Verträge nach Gutdünken über Nacht in die Tonne tritt?
(1) [washingtonpost.com] how to make a molotov cocktail
(2) [bmvg.de] Verteidigungsetats 2022
(3) [de.statista.com] Geplante Ausgaben im Bundeshaushalt nach Ressorts im Jahr 2021
(4) [faz.net] mit der EU über Atomwaffen zu reden