Wer hoch hinaus will - ein Podcast

Hochaushässlichkeiten

Ist etwas hässlich weil es groß ist? Oder ist etwas hässlich weil es hässlich ist? Wo fängt Hässlichkeit an?

Wenn ich durch die Straßen gehe und meinen Blick schweifen lasse, dann kann es passieren, dass mein Blick an Hauswänden abgleitet, wie mein Fuß auf spiegelglattem Boden. Nichts wo sich das Auge festhalten kann. Kein Erker, kein Balkon, kein Vorsprung, kein Sims. Im Volksmund "Schuhschachtelarchitektur" genannt. Diese Art moderner Architektur hat die ganze Republik ergriffen. Neu gebaute Quartiere gleichen sich von Konstanz bis Flensburg wie ein Ei dem anderen.

Ist es da nicht Jacke wie Hose, ob diese ideenlosen Bauwerke ein, zwei oder 60 Stockwerke umfassen? Wäre es nicht angezeigt, sich endlich wieder Gedanken über ästhetisch anspruchsvolle, abwechslungsreiche, interessante Gestaltung auf Straßenniveau zu machen?

Ich weiß, dass das möglich ist. Heute wird vorwiegend mit Beton gebaut. Beton ist eine zunächst flüssig-zähflüssige Masse, die sich mittels vorgefertigter Formen in beinahe jede erdenkliche Gestalt giessen lässt. Aus Beton lassen sich Möbel und Skulpturen giessen. Und man kann - wenn man denn will - daraus auch ansprechende, vielseitige Fassaden gestalten. Das geht. Ich habe es selbst gesehen.

Kein Gebäude soll über die Frauentürme wachsen.
Hat das nicht etwas arg klerikal mittelalterliches? "Gottes Haus soll strahlen, nichts soll seine Türme überragen."

Oder steht der Verlust des Postkartenidylls im Vordergrund? "Ach wie schön war doch das Schloss Nymphenburg ohne diese Hochhäuser im Hintergrund."

"Ach wie schön war doch das Schloss Nymphenburg ohne diese Autos im Vordergrund." Das möchte ich entgegnen. All den Denkmalschützern und Postkartensammlern, den Bewahrern und Konservierern.

"Ach wie schön war doch Nymphenburg bevor es ein Schloss gab." Da schon mal drüber nachgedacht?